Frank Mehlfeld brachte am Samstag mit dem Coro piccolo Castello und der
Camerata Castello das spannungsreiche Oratorium von Felix Mendelssohn zu
einer glanzvollen Wiedergabe.

Mit „Elias“ schuf Mendelssohn ein hochdramatisches Oratorium. Er war von
der Person des Propheten Elias fasziniert und wünschte sich für die eigene Zeit
einen derartigen Propheten, „stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und
finster“. Frank Mehlfeld liess diese Faszination auf die Aufführenden und die
Zuhörer überspringen. Die Interpretation war hinreissend, begeisternd, was zum
Schluss im Applaus zum Ausdruck kam.
Gegensätze im Wirken des Elias
Elias sah sich Gegensätzen gegenüber: Den König Achab sollte er als gleichsam
offizieller Ratgeber – Aufgabe eines Propheten ‒ auf den einzigen Gott Jahwe
verpflichten. Dessen Gattin Jezabel hing als fremde Kananäerin dem Gott Baal
an. Das Volk war wankelmütig. Einmal rief es den phönizischen Baal an, dann
wechselte es zu Jahwe, dem Gott der Juden und gelobte ihm Treue, nachdem
Elias durch sein Wunder dem Land zu Regen verholfen hatte. Elias liess die
Baal-Propheten hinmetzeln, aber kurz darauf hielt Jezabel ihren Gatten an, Elias
zu töten. Schliesslich gab Elias verzweifelt auf. Er mochte dem treulosen Volk
nicht weiter den Gott Jahwe verkünden und machte sich auf zum Gottesberg
Horeb. Dort begegnete ihm dieser Gott nicht im Erdbeben, nicht im Sturm, nicht
im Feuer, sondern im säuselnden Wind. In der Kraft seines Gottes nahm Elias
sein Prophetenamt wieder auf. Doch der Herr holte Elias in einem feurigen
Wagen mit feurigen Rossen in den Himmel.
Diese Gegensätze hielt der Komponist fest, etwa in den voluminösen Chören des
wankelmütigen Volkes, in den Spottrufen des Elias gegenüber den Baal-
Priestern, im stimmungsvollen Solistenquartett „Wirf dein Anliegen auf den
Herrn“, in der Darstellung des vorübergehenden Herrn oder in der Klage des
verzweifelten Elias „Es ist genug!“. Mehlfeld gab mit seiner musikalischen
Ausdeutung dieser Gegensätze der Aufführung das Gepräge.
Die Aufführung in Rapperswil war ein Gemeinschaftsprojekt des Coro piccolo
Castello, des Symphonischen Chors Hamburg und der Camerata Castello. In
Rapperswil sang das Solistenquartett Sybille Diethelm, Freya Apffelstaedt,
Zacharie Fogal und Thomas Hughes. Eine Woche zuvor hatten Chor und
Orchester unter Beizug lokaler Kräfte das Werk in Hamburg, Flensburg und
Sønderburg/Dänemark erfolgreich zur Aufführung gebracht.